Gestalttherapie: Im Hier und Jetzt mit allen Sinnen
Die Gestalttherapie gehört zu den sogenannten humanistischen Psychotherapieverfahren, die ab der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts in Abgrenzung zur Psychoanalyse entwickelt wurden. Im Melting Pot New York inspirierten sich viele, häufig aus Europa Ausgewanderte gegenseitig und kreierten im Geiste der neu gewonnenen Freiheit neue Verfahren: Neben der Gestalttherapie durch Fritz und Lore Perls, selbst Psychoanalytiker sowie Paul Goodman als Soziologen, entstanden z.B. das Psychodrama durch J.L. Moreno oder die TZI (Themenzentierte Interaktion) durch Ruth Cohn als Anwendung in der Pädagogik uva.
Allen humanistischen Verfahren gemein ist zum einen der Fokus auf das Potenzial des Klienten /der Klientin d.h. auf Ressourcen und Möglichkeiten statt auf Probleme. Die Gestalttherapie geht davon aus, dass jeder Mensch einzigartig ist und ein Interesse an geistig-seelischer Gesundheit, Wachstum und kreativen Lösungen hat. In diesem Sinne ist alles schon da, was zur Heilung erforderlich ist, es muss nur aktiviert werden. Mit dem Anspruch einer dialogischen Haltung begeben sich TherapeutIn und KlientIn im therapeutischen Prozess auf eine Entdeckungsreise – offen, authentisch und auf Augenhöhe.
Ziele der Gestalttherapie sind die Entwicklung und Vertiefung der Bewusstheit („awareness“) für innere Prozesse, d.h. für Gefühle, Gedanken, Empfindungen und Verhaltensmuster sowie die Verwirklichung innewohnender Potenziale.
Um diesen Prozess zu unterstützen, richtet die Gestalttherapie ihren Blick verstärkt auf den nicht-sprachlichen Ausdruck: Sie beachtet die Körpersprache und arbeitet mit vielfältigen kreativen, teils spielerischen Methoden wie szenischen Darstellungen, Imaginationen, Tanz und Bewegung, handwerklich-künstlerischem Ausdruck uva.
Während bisherige Verhaltensmuster als Bewältigungsversuche schwieriger Umstände gewertschätzt werden, kann neues Verhalten schon im geschützten therapeutischen Setting erprobt werden. Es geht also nicht nur darum, über etwas zu reden, sondern vor allem darum, im Hier und Jetzt zu experimentieren, neue Spielräume auszuloten und diese mit allen Sinnen zu erfahren.
Wachstum – ein lebenslanger Prozess
Aus der wertschätzenden Begegnung entsteht ein heilsamer Kontakt an der Grenze zweier Individuen und ermöglicht Impulse für Veränderungen.